Blutroter Flieder Kriminalroman by Mareike Marlow

Blutroter Flieder  Kriminalroman by Mareike Marlow

Autor:Mareike Marlow [Marlow, Mareike]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426428467
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


24

Jana marschierte zum gläsernen Büro, das zentral auf dem Gestüt lag. Lasse Rudnik hatte sie angerufen und ihr erklärt, dass er regelmäßig Sachen für Hensel aus dem Laden abhole. Es seien immer unterschiedliche Sachen, mal weniger, mal mehr. Und er wisse meist auch gar nicht, was alles dabei sei.

»Keine Ahnung, ob da ein Helm bei war«, hatte er gesagt. »Die Verkäuferin hat das wie immer alles in einem Karton gehabt, und den hab ich auf meinen Fahrradanhänger gepackt.«

Jana ließ sich selbst ins Büro und sah sich um. »Hallo? Herr Hensel?«

Durch die gläserne Front schien die Sonne und wärmte die Räume. Das Tageslicht ließ alles sehr freundlich und gemütlich wirken. Zaghaft klopfte sie an eine Trennwand, die mit einer Fototapete kaschiert war. Sie zeigte einen Rappen, der mit wehender Mähne durch ein Grasfeld galoppierte.

»Was denn nun schon wieder?«, donnerte Hensels Stimme.

»Entschuldigung. Herr Hensel?« Jana trat um den Raumtrenner und stand direkt vor Hensel. Der saß zusammengesunken auf einem Bürostuhl mit hoher Lehne und starrte auf seinen Schreibtisch. Obwohl dort ein ziemliches Durcheinander herrschte und sein Laptop halb vergraben unter Papieren lag, galt sein Blick einem gerahmten Foto. Als Jana noch näher trat, erkannte sie, dass es ihn und seine Schwester Sara zeigte. Beide hielten sich lachend eng umschlungen, während hinter ihnen Zuschauer auf einer Tribüne Fähnchen schwenkten.

»Ach, die Ärztin schon wieder.«

»Ex-Ärztin.« Jana lächelte. »Tut mir auch leid, aber ab und an bin ich wie Schnupfen. Kommt auch immer wieder.« Sie musterte ihn. »Ein wundervolles Foto von Ihnen beiden. Sie waren ein gutes Team. Ich kannte Ihren Vater. Er war immer sehr stolz auf Sie beide.«

Als Hensel aufsah, erschrak Jana. Seine Augen waren rot geweint und blitzten voller Wut. Er biss die Zähne zusammen und fixierte sie wie ein Tier, das in die Enge gedrängt wurde.

»Ja, ja. Mag sein, dass wir mal zusammengehalten haben. Is aber lange her.« Wieder starrte er auf das Bild. »Ich hab mich blenden lassen.«

»Von Sara?« Jana konnte ihre Verwunderung nicht verbergen. Alles, was sie von Sara bisher gehört hatte, klang nach einer sehr aufrichtigen, wenn auch direkten Person.

»Von allen. Niemand hier ist ehrlich, Frau Hinrichs. Niemand.«

Jana runzelte die Stirn. »Kann ich helfen?«

Er lachte gezwungen. »Nur die Wahrheit kann wirklich helfen, sagt man das nicht so? Sie macht einem nur manchmal eine Heidenangst.« Er wischte durch die Luft, um seine düsteren Gedanken zu vertreiben. »Sie sind sicher nicht hier, um irgendwelche philosophischen Betrachtungen zu hören. Oder? Womit kann ich denn helfen?«

Es fiel Jana schwer, das Thema zu wechseln. Zu gerne hätte sie gebohrt, um welche Lügen es denn ging. »Äh, es ist wegen meiner Schwester«, log sie. »Sie hat heute ihre erste Stunde.«

»Ja, richtig. Die ist auch nicht gerade einfach, wie?«

Jana nickte nur.

»Vielleicht muss es so sein, mit Schwestern meine ich. Aber man darf nicht auf andere hören. Lassen Sie sich nie von anderen etwas über Ihre Schwester einreden.«

Stirnrunzelnd nahm Jana die Aussage zur Kenntnis, verkniff sich aber jeden Kommentar. »Ich wollte fragen, ob Sie hier Reitsachen zum Ausleihen haben?«

Hensel schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir leid, das können wir nicht machen.



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